In der Endphase beim Marathon oder auf der Langdistanz beim Triathlon ein fast gewohntes Bild: Ein Teil der Athleten klagt über Muskelkrämpfe. Besonders häufig betroffen sind die Oberschenkelvorderseite (Quadriceps) und die hintere Oberschenkelmuskulatur (Hamstrings).
Sehr häufig wird als Ursache ein Magnesiumdefizit vermutet. Grundsätzlich können die Muskelkrämpfe aber auch die Folge einer muskulären Überlastung oder eines Flüssigkeitsdefizits sein. Andere Elektrolytverschiebungen, insbesondere Störungen im Natrium-Haushalt, werden ebenfalls als Ursache diskutiert.
In der wissenschaftlichen Literatur sind bisher keine Daten publiziert, die überzeugend einen Zusammenhang zwischen dem Magnesiumstatus und muskulären Krämpfen unter Belastung belegen. Eine Studie an Ultra-Marathonläufern hat sehr detailliert die Veränderungen im Elektrolythaushalt im Verlaufe eines 56-Km-Rennens bei 72 Läufern überprüft (Schwellnus et al. 2004). Wesentliches Ergebnis war, dass zwischen den Athleten, die über Krämpfe klagten und denen, die das Rennen beschwerdefrei beendeten keine Unterschiede in Bezug auf Veränderungen in der Magnesium-Konzentration im Serum dokumentiert werden konnten. Der einzige signifikante Unterschied zwischen beiden Läufergruppen bezog sich auf die Natrium-Serumkonzentration nach dem Wettkampf. Die Autoren der Studie schließen Störungen im Magnesiumstoffwechsel als Ursache für das gehäufte Auftreten von Muskelkrämpfen aus. Hingegen deuten die niedrigen Natrium-Serumkonzentrationen in Verbindung mit den Änderungen im Körpergewicht bei den Läufern mit Muskelkrämpfen darauf hin, dass der Ausgleich der Flüssigkeitsverluste im Wettkampf ohne ausreichende Natriumzufuhr erfolgt ist. Diese Daten bestätigen andere Untersuchungen (Stofan et al. 2005, Horswill et al. 2009), die in einer nicht ausbalancierten Zufuhr von Wasser und Natrium eine wesentliche Ursache für Muskelkrämpfe sehen.
Fazit: Eine Strategie zur Vermeidung von Muskelkrämpfen bei Langstrecken-Wettkämpfen (Marathon, Triathlon-Langdistanz) könnte in einer ausbalancierten Zufuhr von Flüssigkeit und Natrium liegen. Eine unzureichende Zufuhr von Magnesium als Ursache für die Muskelkrämpfe scheint unwahrscheinlich.
Literatur:
- Schwellnus MP, Nicol J, Laubscher R, Noakrs TD. Serum electrolyte concentrations and hydration status are not associated with exercise associated muscle cramping (EAMC) in distance runners.Br J Sports Med. 2004; 38: 488-492.
- Stofan JR, Zachwieja JJ, Horswill CA, Murray R, Anderson SA, Eichner ER. Sweat and sodium losses in NCAA football players: a precursor to heat cramps? Int J Sport Nutr Exerc Metab. 2005 Dec;15(6):641-52.
- Horswill CA, Stofan JR, Lacambra M, Toriscelli TA, Eichner ER, Murray R. Sodium balance during U. S. football training in the heat: cramp-prone vs. reference players. Int J Sports Med. 2009 Nov;30(11):789-94. Epub 2009 Sep 23.
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